2020-10 Witebsk Ausstellung: Protestbewegung auch in Witebsk
Impuls für unsere Ausstellungsaktion waren die Informationen aus Belarus – so auch aus Witebsk, dass man nicht bereit ist, weiterhin die Wahlfälschungen hinzunehmen.
Deshalb war es uns auch wichtig, nicht nur die Tradition darzustellen, sondern auch Bilder von den aktuellen Protestaktionen in Witebsk zu zeigen.
Natürlich überwog in unseren Diskussionen die Meinung, dass wir uns nicht einmischen können und wollen. Dennoch wollten wir ein Zeichen der solidarischen Verbundenheit setzen und aufzeigen, wie intensiv unsere Beziehungen nicht nur in den vergangenen 30 Jahren gewachsen sind, sondern auch wie vorher der Grundstein für die Städtepartnerschaft gesetzt wurde.
Ein sehr interessantes Rundtischgespräch nach der Ausstellungseröffnung öffnete den Blick auf die gegenwärtige Realität.
Im Ergebnis wurde ein offener Brief verfasst, den ich hiermit erstmalig zur Kenntnis gebe mit dem ausdrücklichen Wunsch, weiter zu verbreiten:
Offener Brief der Stadt Frankfurt (Oder) an ihre Partnerstadt Wizebsk in Belarus
Frankfurt (Oder), den 29. Oktober 2020
Verehrte Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wizebsk, liebe Freunde und Partner!
Wir haben gestern in unserem Stadtmuseum eine Fotoausstellung eröffnet, die auf 29 großen Tafeln fast tausend Bilder aus den 30 Jahren unserer Städtepartnerschaft zeigt. Diese Ausstellung führt uns vor Augen, wie viele Menschen aus unseren beiden Städten – Jugendliche, Senioren, Sportler, Musiker, Tänzer, Künstler – sich in dieser Zeit persönlich kennengelernt haben und bis heute miteinander in Kontakt sind.
Zwei dieser Tafeln zeigen Bilder, die in diesem Monat in Wizebsk aufgenommen worden sind. Wir sehen Tausende von Menschen aller Altersschichten, die friedlich demonstrieren, gegen die Fälschung der Ergebnisse der Präsidentschaftswahl im August und für die Einführung einer eigenen Demokratie. Wir sind voller Bewunderung für Euren Mut und Euer Engagement. Zugleich machen wir uns Sorgen, dass die Lage in Eurem Land und Eurer Stadt eskalieren könnte. Denn wir sehen auch, dass Polizei und Militär gegen friedliche Demonstranten Gewalt anwenden.
Obwohl wir wissen, dass sich die Situation in Frankfurt (Oder) 1989 mit Eurer im Jahr 2020 nicht vergleichen lässt, denken wir an 1989 zurück und fühlen uns mit Euch besonders verbunden.
Wir möchten, dass Ihr wisst, dass es in unserer Stadt viele Menschen gibt, die die Entwicklung in Eurer Stadt und in Eurem Land sehr aufmerksam verfolgen und mit Euch gerade jetzt in Kontakt bleiben wollen. Ihr könnt auch weiterhin auf uns zählen.
Wir hoffen sehr, dass es Euch gelingt, auf friedliche Weise Euren eigenen Weg zu finden, Euer Land zu gestalten.
Mit besten Grüßen und Wünschen
René Wilke, Oberbürgermeister
Wolfgang Neumann, Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung
Milena Manns, Dezernentin für Kultur, Bildung, Sport, Bürgerbeteiligung und Europa
Klaus Baldauf, Vorsitzender des Arbeitskreises Wizebsk